Rauschende Ballnächte
Die Wiener Bälle
Ein Stück Kulturgeschichte
Schon zu Kaisers Zeiten wurden bei den Bällen die Heranwachsenden in die Gesellschaft eingeführt und Kontakte gepflegt. Heute stehen, bei über 300 Bällen, neben dem Sehen und Gesehen werden das Vergnügen und der Genuss im Vordergrund. Auch wenn Abend für Abend mehrere Bälle zur Wahl stehen, empfiehlt es sich, frühzeitig eine Auswahl zu treffen und Karten zu bestellen.
Das besondere Ambiente entsteht durch das zeremonielle Programm und die höfischen Sitten, die aus dem 18. Jahrhundert übernommen wurden: Kleidervorschriften, Eröffnungsfanfare, der Einzug der Debütantinnen und Debütanten und der Ausruf „Alles Walzer!“, Tanzanordnungen und Musikwechsel sowie die sogenannte Mitternachtseinlage, meist eine Quadrille.
Zur Walzermusik im Dreivierteltakt mischen sich die Klänge zeitgenössischer Interpret:innen. Und wer auf dem Tanzparkett gute Figur machen möchte, holt sich vor dem Ballbesuch noch Tipps bei einer der traditionsreichen Tanzschulen.
Die schönsten Bälle in Wien – schwungvolle Tradition
3 Tipps für eine gelungene Ballnacht
Der passende Frack für alle
Lambert Hofer Junior ist einer der gefragtesten Ausstatter der Wiener Ballszene. Sobald der Sommer zu Ende ist, treffen im Atelier bereits die ersten Frackanfragen für den Opernball ein. Auf dem Siedepunkt des Wiener Faschings herrscht in den Räumlichkeiten in der Müllnergasse ein Gedränge wie auf dem Tanzparkett der Wiener Staatsoper kurz vor der Mitternachtsquadrille.
„Die Wiener Ballkultur ist einzigartig“, schwärmte Olga Hofer, die den Frack- und Kostümverleih nach dem Tod ihres Mannes einige Zeit allein betrieb. „In Deutschland kannst du als Mann auch im schwarzen Anzug auf einen exklusiven Ball gehen, das ist in Wien ein absolutes No-Go. Smoking ist das Minimum, Frack ist besser.“ Frau Hofer ist nun im Ruhestand, dennoch verhilft ihr Team von Schneidern Jahr für Jahr unzähligen Herren zu einem passenden Frack, auf dass sie in der Oper, Hofburg, Rathaus und Musikverein eine gute Figur machen.
Alles Walzer!
„Darf ich bitten?“
Der Walzer als Paartanz irritierte zunächst und bot Anstoß zu moralischer Entrüstung. Der Wiener Kongress (1814/15), der zur Neuordnung Europas in Wien tagte, machte ihn schließlich salonfähig. Die politische Arbeit war so reichlich von Bällen begleitet, dass der legendäre Spruch „Der Kongress tanzt!“ entstand. Die berauschenden Drehbewegungen im Walzer-Schritt brachten intimes Vergnügen in die Ballsäle. Und Johann Strauß Vater (1804 – 1849), der die Vorherrschaft des Walzers mit 152 solcher gelungenen Kompositionen begründete, spielte mit seinem Orchester von Wien bis London zu diesem schwärmerischen Tanz auf.
„Darf ich bitten?“ ist die schönste Einladung zum Tanz während einer Ballnacht und lässt Herzen schneller schlagen. Bei der Damenwahl – hier fordern die Damen die Herren auf – erfahren auch Männer, welch ein Gefühl es ist, der Erwählte zu sein.
Wiener Walzer tanzen lernen
Für die Ballsaison
Mit maßgeschneiderten Kursangeboten richtet sich die Tanzschule Rueff insbesondere an internationale Gäste, die während ihres Wien-Besuchs einen Tanzabend planen und wenig Zeit für die Probe zur Verfügung haben. Hier wird Tanz nicht nur als eine Abfolge von Schritten, sondern als lebendiges Kulturgut vermittelt.
Direkt neben den Stallungen der Spanischen Hofreitschule in der Wiener Innenstadt liegt die Tanzschule Elmayer: Im berühmten Palais Pallavicini erlernen Paare oder Einzelpersonen die wichtigsten Tanzschritte – und holen sich zugleich Anregungen für die richtigen Umgangsformen im Ballsaal. Wien-Besucher:innen, die einen Ballbesuch planen, können sich bei Blitz-Kursen tanzfit machen.
Mit dem Tod von Beethoven und Schubert begann eine neue Epoche des Wiener Musiklebens, geprägt von der Strauss-Dynastie. Johann Strauss komponierte mit sechs Jahren seinen ersten Walzer und wurde nach der Ablösung seines Vaters als Kapellmeister auch außerhalb Wiens erfolgreich. Ab 1863 leitete er alle Hofbälle, was eine neue Ära der Wiener Tanzgeschichte einleitete.
Der Wiener Walzer, 2017 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt, galt bis zum Wiener Kongress (1815) als unschicklich. Erst durch das Bürgertum und die Öffnung der Salons begann in der Gründerzeit eine neue, schwungvolle Ära. Dank Johann Strauss ist der Wiener Walzer noch heute Teil vieler österreichischer Traditionen und Bräuche.