Hochzeitsbäckerei goes Patisserie
Von Generation zu Generation #eatAUT

So war das schon immer der Brauch – neben der Hochzeitstorte gab's auch die Hochzeitsbäckerei, meistens in Form von Keksen.

Die burgenländische Hochzeitsbäckerei ist eine Handwerkstradition, die seit jeher von Generation zu Generation weitergegeben wurde und bis heute lebendig ist.

Für dieses Projekt wurde Aloisia Bischof, eine bekannte und erfahrene Hochzeitsbäckerin des Burgenlands, gebeten, drei traditionelle Kreationen zu backen. Diese wurden anschließend von der burgenländischen Patissière Lena Zachs in ihrer eigenen Handschrift kreativ neu interpretiert.

So entstand ein kulinarischer Dialog, der zeigt, dass Tradition kein starres Gebilde ist, sondern ein lebendiges Handwerk, das sich mit Leidenschaft und Kreativität weiterentwickelt. 

Quick-Infos
Bäckerei: Aloisia Mehlspeis & Kaffeestubn
Lage:Badersdorf im Burgenland
Konzept:burgenländische Hochzeitsbäckerei
Interessant:1. burgenländisches Hochzeitsmuseum

Es war früher der Brauch, dass eine Hochzeitsmehlspeise bei der Eheschließung so dazu gehörte wie die Eheringe selbst.", so Aloisia Bischof.

Hochzeitsbäckerei im Wandel der Zeit

Heute wird viel mit Schokolade und Butter gearbeitet. Emmer und Einkorn für Kekse ist wieder beliebt. Die Zeit ist wie ein Rad – alles kommt irgendwann wieder zurück, schmunzelt Aloisia.

Interview mit Aloisia Bischof

Die Tradition der Hochzeitsmehlspeisen gibt es schon über Jahrhunderte. Es war früher der Brauch, dass eine Hochzeitsmehlspeise bei der Eheschließung so dazu gehörte wie die Eheringe selbst.

Zusätzlich haben die Hochzeitsgäste neben den Speisen auf der Feier immer auch ein „Bschoad-Binkerl” bekommen, das ist so ein Pingerl (ein Bündel) mit Hochzeitsmehlspeisen. Man muss bedenken, dass die eingeladene Verwandtschaft oft aus Nachbarorten und von noch weiter weg zu Fuß angereist ist, das hat teilweise Tage lang gedauert. Und dieses Pingerl haben die Gäste dann mit nach Hause genommen und unterwegs gegessen.

So war das schon immer der Brauch – neben der Hochzeitstorte gab's auch die Hochzeitsbäckerei, meistens in Form von Keksen.

Das Burgenland ist ein Grenzland und war früher ein ärmeres Bundesland. Dennoch legten die Burgenländer:innen immer großen Wert auf gutes Essen und das Feiern.

Bei Hochzeiten leisteten sie sich etwas, das sie sich im Alltag nicht leisten konnten und wieder ansparen mussten. Oft arbeiteten ärmere Menschen in reicheren Haushalten, wo es bessere Speisen gab. Und wenn es dann etwas zum Feiern gab, wollte man auch besser leben und auch etwas Besseres essen. Und das ist halt typisch Burgenland. Sowas ist hier noch mehr verwurzelt als sonst irgendwo.

Ja, das ist mein Leben. Ich bin schon von Kindheit an mit Hochzeitsmehlspeisen aufgewachsen. Denn so war das: wenn eine Hochzeit war, dann sind im Hochzeitshaus die Mehlspeisen gebacken worden. Da sind die Frauen und Verwandten zusammen gekommen und haben für die Hochzeitsgäste gebacken.

Meine Mutter war eine Hochzeitsköchin und da hab ich schon als Kind mithelfen dürfen. Ich bin da sehr positiv eingestellt – denn Hochzeit ist etwas Positives und Essen an sich auch. Das ist jetzt wirklich seit Kindheit an mit mir mitgewachsen und ist mein Traumberuf.

Früher hatte man nicht viel, insbesondere wenig Schokolade. Ein Beispiel dafür sind die Husarenkrapferl, die weniger schokoladig sind. Im Laufe der Zeit wurden sie jedoch verfeinert und verbessert. Das Rezept für Vanillekipferl ist gleich geblieben, so wie es schon immer war. Auch die Nussstangerl sind ein hochwertiges Rezept (allein wegen der Nüsse als Zutat), das stets geschätzt wurde. Wir haben diese klassischen Rezepte in ihrer ursprünglichen Form belassen.

Ja, zum Beispiel die Nüsse – wir haben sehr viele Nussbäume in der Region, daher gibt es hier auch sehr viel Nussbäckerei. Außerdem verwenden wir oft Uhudler-Marmelade, die auch von hier stammt.

Hochzeitsbäckerin

Aloisia Bischof

Aloisia Bischof ist eine Vertreterin der burgenländischen Hochzeitsbäckerei. In ihrer Backstube und in ihrem Kaffeehaus in Badersdorf bewahrt sie die Tradition dieser burgenländischen Hochzeitsmehlspeisen.

Schon in ihrer Kindheit wurde sie von der Kunst des Keksebackens inspiriert, als sie ihrer Mutter und Tante (beide auch Hochzeitsbäckerinnen) beim Zubereiten von Mehlspeisen half. Heute entstehen in ihrer Backstube über 60 traditionelle Mehlspeisen, die mit hochwertigen Zutaten zubereitet werden.

Um die burgenländische Hochzeitsbäckerei lebendig zu halten, gründete sie 2015 zusätzlich das erste Burgenländische Hochzeitsmuseum", das Einblicke in Bräuche und Geschichte ihres Handwerks gibt. Aloisia Bischof ist somit eine bedeutende Hüterin burgenländischer Kultur und Tradition.

Tradition trifft auf Neu-Interpretation

Nussstangerl, Wagenräder und Butterkrapfen werden von Konditormeisterin Lena Sachs neu interpretiert:

Nussdiamanten

Mein Gedanke: Was ist das Wichtigste bei Nussstangerln? Die Nüsse! Und am besten sind die in Kombination mit Schokolade. Diese Kombi habe ich in eine edle Form gebracht.

Vegane Uhudler –„Schmer“krapferl

Schmer als Fett ist heutzutage sehr außergewöhnlich, also habe ich mich für eine vegane Variante entschieden. Die Füllung ist eine burgenländische Uhudler Marmelade. 

Wagenräder

Die runde Form und den Aufbau wollte ich beibehalten. Als Füllung habe ich mich für eine hausgemachte Marmelade aus Ringlotten entschieden.

Interview mit Lena Zachs

Ich habe mir bei jedem Rezept überlegt, was das Besondere ist, das ich auch in der neuen Version dabeihaben möchte. Rund um das „Herzstück“ habe ich mich dann mit neuen Designs, Techniken und Ernährungsstilen (vegane Krapferl statt mit Schmer) ausgetobt.

Die Nussdiamanten! Die Nüsse sind wie bei den Stangerln die Stars, aber durch die dünne, diamantförmige Schokohülle in einer ganz anderen, exquisiten Form.

Ja! Das war einer der Hauptgründe, die mich zur Selbstständigkeit motiviert haben. Ich wollte schon immer ausschließlich mit hochwertigen und möglichst nachhaltigen Produkten arbeiten. Oft bedeutet das natürlich viel mehr Aufwand, aber ich möchte Produkte anbieten, die nicht nur geschmacklich und optisch überzeugen, sondern auch in Sachen Regionalität, Saisonalität und Nachhaltigkeit. 

Sehr abwechslungsreich. Mal fruchtig, mal schokoladig. Mal sehr cremig, mal ohne Creme. Die Geschmäcker sind zum Glück so verschieden, dass mir beim Backen nie langweilig wird. 

Für mich ist die französische Patisserie viel facettenreicher. Ein Dessert ist immer gut durchdacht, wobei jede Komponente wichtig ist für Geschmack und Textur. In Paris gibt es auch öfter große „Events“ bzw. Bewerbe, bei denen Zuckerbäcker:innen ihre neuen Kreationen präsentieren – da ist wirklich immer etwas Neues dabei.

Im Gegensatz dazu habe ich das Gefühl, dass sich österreichische Mehlspeisen oft (nicht immer!) auf dem klassischen „das haben wir aber schon immer so gemacht“ ausruhen.

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