Lukas Nagl
Kulinarik ist Kunst. #eatAUT

Über den Tellerrand blicken: Julia Presslauer illustriert ein Menü mit 5 Gerichten von Lukas Nagl

Lukas Nagl leitet die Küchen des renommierten Restaurants Bootshaus im Hotel Das Traunsee sowie des Wirtshauses Poststube 1327 und der Belétage im Hotel Post am See. Die von Monika und Wolfgang Gröller in dritter Generation geführten Betriebe zählen zu den Spitzenadressen der österreichischen Gourmetszene. 

Seine Ausbildung absolvierte er an der Tourismusschule in Bad Ischl. Es folgten nationale wie internationale Stationen, unter anderem in Wien im Steirereck, den USA, Afrika und der Schweiz. 

Julia Presslauer ist eine österreichische Illustratorin. Sie hat Grafikdesign und Werbung an der Universität für Angewandte Kunst (Klasse für Ideen) studiert und ihre Leidenschaft für Druckgrafik entdeckt. In ihrer Arbeit verbindet sie das konzeptionelle Denken der Werbung mit der Ästhetik der Druckkunst. 

Quick-Infos zum Restaurant
Lage:Traunkirchen am Traunsee
Küchenkonzept:kreativ und regional
Falstaff:99 von 100 Punkten
Gault Millau:Koch des Jahres 2023
Trophée-Gourmet:für kreative Küche
Mitglied: Jeunes Restaurateurs Europe (JRE)

„Ich hatte von Anfang an ein gutes Gefühl, denn ich bin auch an einem See aufgewachsen. Es ist die gleiche Verbundenheit. Das zeigt sich auch in den Naturtönen der Illustrationen“, erklärt Illustratorin Julia Presslauer. 

Kunstvolle Übersetzung von Gerichten in Ilustrationen

Da die einzelnen Gerichte von Lukas sehr bedacht komponiert sind, wollte Julia bei ihren Illustrationen wenig eingreifen. Es ging ihr um eine intensivere Darstellung der Naturtöne.

Gericht 1

Walderdbeeren | Schafjoghurt | Baiser | Fichtenwipfel

Lukas Nagl: Meine Oma war eine begnadete Köchin und hat extrem gute Süßspeisen gemacht – darunter ihr Spanischer Wind mit Erdbeeren und Schlagobers. Und genau das ist die Basis dieses Gerichts.

Es ist ein sehr opulentes Gericht, aber trotzdem hat es (wie der Schmetterling im Bild) etwas Zartes, Feines und somit Lebensfrohes an sich. Und darum geht es ja auch bei dieser Speise, die wir maximal 6 bis 8 Wochen im Jahr anbieten: Es ist ein Dessert, das einfach nur gut ist und alle anspricht.

Gericht 2

Gold Paradeiser | Kürbis | Physalis | Ziegenfrischkäse

Lukas Nagl: Mein Lieblingsdetail dieser Illustration sind die Vögel, denn sie symbolisieren für mich Freiheit – ein Gefühl, das man auch beim Essen erfahren kann. Das Schöne am Genuss ist, mit geschlossenen Augen auf eine Reise zu gehen.

Genau darin liegt die Kunst des Kochens: Menschen aus dem Alltag zu entführen und sie gedanklich in den Urlaub zu schicken. Das ist ja auch die Essenz meines Berufs: anderen mit meinem Tun eine Freude bereiten. Und wer weiß, vielleicht fliegen ja auch diese Vögel in Richtung Süden, in Richtung Urlaub.

Gericht 3

Geangelter Barsch | Fisolen | Miso | Haselnüsse | Pfirsich

Lukas Nagl: Die Region wird hier durch den allgegenwärtigen Barsch wunderbar spürbar. Ich musste sofort ans Angeln denken – es hat etwas Besonderes, wenn man den Fisch selbst fängt, besonders als Kind. Witzig finde ich die blauen Flecken, die er in Wirklichkeit nicht hat, die aber wunderbar die Frische des Fisches einfangen.

Es erzählt von den Kombinationen der Zutaten, die für mich ein Match sind: hauchdünne, weichgekochte Fisolen, klassisch mit Bohnenkraut gewürzt. Mein eigenes Miso bringt Umami hinein, während die frisch geernteten Haselnüsse dem Ganzen zusätzliche Frische verleihen. Der Pfirsich, erst seit kurzem in der Region verfügbar, fügt eine neue Dimension hinzu – leicht eingelegt und buttrig weich, was perfekt zu diesem Gericht passt.

Gericht 4

Rote Rübe | Rose | Schafmilch | Hechtkaviar

Lukas Nagl: Ich kann mir das Gericht in dieser Illustration an einem kalten Sommertag genauso wie an einem frischen Frühlingstag vorstellen. Und das passt wunderbar, denn die Zutaten sind das ganze Jahr über verfügbar: meine eingelegte rote Rübe, die Molke und der selbst eingesalzene Hechtkaviar.

Das Herzstück der Komposition ist für mich eindeutig die Rose aus der roten Rübe. Sie symbolisiert Eleganz, Duft und ist der Grund, warum ich dieses Gericht so liebe. Sie verkörpert den Gedanken, aus etwas Erdigen und Banalen etwas Florales und Elegantes zu schaffen. Die Idee kommt aus meiner Intuition, ohne viel Nachdenken – ein Gericht, das aus dem Bauch heraus entstanden ist.

Gericht 5

Sommerbock | Spitzpaprika | Kapuzinerkresse | Hanfsamen

Lukas Nagl: Farben aus dem Spätsommer, in dem Kapuzinerkresse und Spitzpaprika Saison haben. Die Kerze erinnert mich an den Holzkohlegrill und somit an den Sommerbock, der hier nicht im Fokus steht – aber das muss er auch gar nicht, denn eigentlich geht es um den Spitzpaprika. Der Bock ist eher die Beilage, mit der man die Sauce auftunken kann.

Denn bei uns gilt: Fisch, Fleisch, Obst und Gemüse haben immer den gleichen Stellenwert, sie stehen immer auf einer Ebene.

Interview mit Illustratorin Julia Presslauer

Die einzelnen Gerichte sind sehr bedacht in ihrer Komposition. Das Schöne bei einer Illustration ist die Übertreibung. Eine gebogene Bohne kann sich noch mehr verbiegen, ein Blatt kann so aussehen, wie es in echt nie möglich wäre, um die Idee noch darzustellen. Dabei hatte ich von Anfang an ein gutes Gefühl, denn ich bin auch an einem See aufgewachsen, umgeben von Bergen und Grün. Es ist die gleiche Verbundenheit. Das zeigt sich auch in den Naturtönen der Illustrationen.

Für mich symbolisiert der Anblick eines Schmetterlings, besonders in ländlichen Gebieten, dass alles gut ist – ein Zeichen dafür, dass die Natur intakt ist. Ich wollte diesen Gedanken weitertragen und zeigen, wie wichtig Insekten für unsere Umwelt sind. Dabei spielt auch die Regionalität eine große Rolle: Ich wollte die Verbundenheit zur Natur zeigen. Tiere bringen Lebendigkeit in unsere Umgebung und helfen uns, die Schönheit und den Wert unserer Natur besser wahrzunehmen.

Ein Gefühl von Harmonie und Leichtigkeit: In den Gerichten ist alles miteinander in Einklang, eine gelungene Komposition, in der alles zusammengehört. Das betrifft nicht nur die einzelnen Elemente, sondern auch die Regionalität und die Umgebung. Es entsteht ein ganzheitliches Bild, in dem alles eins ist. Das erzählen die Illustrationen.

Ich liebe es zu kochen und für mich haben sie extrem viel gemeinsam: Beide basieren auf Grundzutaten, aus denen unendlich viele Möglichkeiten entstehen, beide erfordern kreative Entscheidungen. Zudem bietet das Kochen Freiheit und belohnt kreative Experimente, genau wie das Illustrieren.

Ja! Wobei eindeutig sogar zwei. Die Illustration mit dem Butternusskürbis und ganz knapp dahinter die mit der Vase und dem Schmetterling. Sie haben eine extreme Leichtigkeit in sich, und die Zutaten greifen so schön ineinander.

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