Die Geschichte Österreichs
Eine Reise durch die Jahrhunderte

Wie viele europäische Länder blickt Österreich auf eine bewegte Vergangenheit zurück.

Doch manches ist über die Jahrhunderte gleich geblieben: Die Freude am Genuss, die Begeisterung für Schönheit und die tiefe Verbundenheit zur Kultur prägen Österreich damals wie heute. Wie Österreich zu dem wurde, was es heute ist.

Die Anfänge

Bereits in der Altsteinzeit, vor mehr als 10.000 Jahren, zogen die ersten Menschen durch die fruchtbaren Täler der Donau und der Alpen. Doch erst die Kelten, die um 400 v. Chr. aus Westeuropa in die Ostalpen kamen, prägten die Region nachhaltig. Im Zentrum ihrer Kultur stand Hallstatt – ein Ort, der durch seinen Salzabbau so bedeutend war, dass eine ganze Epoche nach ihm benannt wurde: die Hallstattzeit von 750 bis 450 v. Chr. Im 2. Jahrhundert v. Chr. entstand hier der keltische Staat Noricum, dessen Reichtum auf der Eisenverarbeitung basierte.

Ein neues Kapitel begann mit der Ankunft der Römer um 200 v. Chr. Innerhalb von zwei Jahrhunderten dehnten sie ihre Herrschaft über das gesamte Gebiet aus. Ihr kulturelles und militärisches Zentrum errichteten sie in Carnuntum, der Hauptstadt der Provinz Pannonien im heutigen Niederösterreich. Von hier aus sicherten sie die Donaugrenze des römischen Reiches. Die Überreste dieser bedeutenden Siedlung sind heute in einem Archäologiepark mit Museum und Amphitheater zu bestaunen.

Von Ostarrichi zu Österreich

Als das römische Reich an Macht verlor, besiedelten im 2. Jahrhundert n. Chr. germanische Stämme die Region. Im 6. Jahrhundert übernahmen die Bayern die Kontrolle über das Gebiet zwischen den Ostalpen und dem Wienerwald.

Ein wichtiger Wendepunkt war die Zeit um 800: Karl der Große, König der Franken und späterer Kaiser, errichtete im Donautal die „Ostmark" als Grenzregion seines Reiches. Im Jahr 996 wurde diese Region erstmals als „Ostarrichi" bezeichnet – aus diesem Wort entwickelte sich später der Name „Österreich".

Die Babenberger

Von 976 bis 1246 prägte eine bedeutende Adelsfamilie die Geschichte Österreichs: die Babenberger. Leopold von Babenberg wurde 976 zum ersten Markgrafen der Ostmark ernannt und begründete damit eine Dynastie, die das Land über 270 Jahre regieren sollte. Zunächst residierten die Babenberger in Pöchlarn in Niederösterreich, später zogen sie in die malerische Wachau nach Melk.

Ein wichtiger Schritt für die Entwicklung des Landes erfolgte im 12. Jahrhundert: Heinrich II. verlegte seine Residenz nach Wien, das seitdem Hauptstadt geblieben ist. In dieser Zeit entstand auch der Stephansdom, bis heute das Wahrzeichen der Stadt. Heinrich II. gründete zudem das Schottenstift, ein Kloster im Herzen Wiens, wo noch heute eine Statue an ihn erinnert.

Die Herrschaft der Habsburger beginnt

1278 begann mit Rudolf I. eine neue Ära: die Habsburger übernahmen die Macht in Österreich und sollten das Land für die nächsten 600 Jahre prägen. Ihr Machtzentrum war die Hofburg in Wien – heute ein Museum, in dem Besucher:innen in die Welt der Habsburger eintauchen können. Besonders die Schatzkammer und das Sisi Museum geben einen faszinierenden Einblick in diese Epoche.

Die Habsburger verstanden es meisterhaft, durch geschickte Heiratspolitik ihren Einfluss stetig zu erweitern. Ein Beispiel dafür ist Kaiser Karl V. (1519-1556): Durch die Heiratsverbindungen seiner Vorfahren – insbesondere seines Großvaters Maximilian I. (1493-1519) – erbte er nicht nur die österreichischen Länder, sondern auch Gebiete in Frankreich (Burgund und die Niederlande) sowie das spanische Reich mit seinen Kolonien in Amerika.

Die Zeit der Türkenkriege und des Barock

Wien stand zweimal im Zentrum dramatischer Ereignisse: 1529 und 1683 belagerten die Türken die Stadt. Gemeinsam mit Polen, Venedig und Russland gelang es dem Habsburgerreich, die Bedrohung abzuwehren. Ende des 17. Jahrhunderts übernahm Prinz Eugen von Savoyen die Führung der kaiserlichen Armee und eroberte bis 1699 fast ganz Ungarn zurück.

Nach dem Ende der Türkenkriege erlebten Kunst und Kultur eine Blütezeit: Das prachtvolle Schloss Schönbrunn in Wien und der Salzburger Dom entstanden in dieser Epoche des Barock. Bedeutende Architekten wie Johann Fischer von Erlach und Jakob Prandtauer schufen eindrucksvolle Bauwerke, die noch heute zu bewundern sind.

Unter der Herrschaft von Maria Theresia (1717-1780) wurde das Reich grundlegend modernisiert und vereinheitlicht. Ihr Sohn Kaiser Joseph II. führte nach ihrem Tod 1780 die Reformen im Geiste der Aufklärung fort.

Vom Biedermeier zum Jugendstil

Die Französische Revolution 1789 und der Aufstieg Napoleons erschütterten auch die Habsburger Monarchie. Beim Wiener Kongress (1814/15), der nach Napoleons Niederlage die politische Landkarte Europas neu ordnete, versuchte der österreichische Kanzler Metternich, die Macht des Reiches zu festigen.

Als 1848 revolutionäre Ideen auch Österreich erreichten, reagierten Kaiser Franz I. und Metternich mit strenger Zensur und der Einschränkung bürgerlicher Freiheiten. Die Menschen zogen sich daraufhin ins Private zurück – die Zeit des Biedermeier begann.

Die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts brachte dann einen Wandel: Durch die zunehmende Industrialisierung entstand ein neues Stadtbürgertum. Das gesellschaftliche Leben erwachte wieder, Kunst und Kultur blühten auf. Künstler wie der Maler Ferdinand Georg Waldmüller und der Komponist Franz Schubert prägten diese Epoche mit ihren Werken.

Die Ära Franz Joseph I.

1848 musste Kaiser Ferdinand I. zugunsten seines Neffen Franz Joseph I. abdanken. Mit seiner 68-jährigen Regentschaft prägte Franz Joseph wie kein anderer das Bild des österreichischen Kaiserhauses. An seiner Seite stand Elisabeth – die legendäre Sisi"– die bis heute die Menschen fasziniert.

Unter Franz Josephs Herrschaft erlebte Wien seine große Blütezeit: Die Stadt entwickelte sich zu einer der bedeutendsten Metropolen Europas und wurde zum Zentrum eines Vielvölkerstaates, der sich von Ungarn über Norditalien bis tief in den Süden Europas erstreckte.

Wien um 1900

Diese Zeit brachte große Namen hervor, die Wien weltberühmt machten: Johann Strauß (Sohn) verzauberte als Walzerkönig" mit seinen Kompositionen die Menschen in aller Welt. Sigmund Freud revolutionierte mit seiner Psychoanalyse das Verständnis der menschlichen Seele.

Um 1900 erlebte Wien mit dem Jugendstil eine künstlerische Blüte. Visionäre Künstler wie Gustav Klimt und Egon Schiele sowie die Architekten Otto Wagner und Adolf Loos schufen Werke, die die Stadt bis heute prägen.

Diese glanzvolle Epoche lässt sich noch heute an vielen Orten erleben: bei einem Spaziergang entlang der prächtigen Ringstraße, im Sisi Museum, im Sigmund Freud Museum oder in der Österreichischen Galerie Belvedere, wo bedeutende Werke des Jugendstils zu bewundern sind.

Zeit des Umbruchs

Das österreichisch-ungarische Reich war zu Beginn des 20. Jahrhunderts von ethnischen Spannungen zerrissen. Der Funke, der schließlich den Ersten Weltkrieg auslöste, war das Attentat auf den österreichischen Thronfolger Franz Ferdinand im Juni 1914 in Sarajevo. Mit Österreichs Kriegserklärung an Serbien begann der Erste Weltkrieg.

Nach dem Tod Kaiser Franz Josephs 1916 und dem Ende des Krieges 1918 endete auch die 640-jährige Herrschaft der Habsburger. Die neu gegründete Erste Republik Österreich stand vor gewaltigen Herausforderungen: Inflation, Arbeitslosigkeit und eine schwere Wirtschaftskrise prägten diese Jahre.

Die Jahre zwischen den Weltkriegen

Die junge Republik geriet in eine politische Krise. 1932 wurde Engelbert Dollfuß Bundeskanzler einer rechtsgerichteten Regierung, die versuchte, den wirtschaftlichen Problemen der Depression zu begegnen. Um Österreich vor Hitler zu schützen, verhängte Dollfuß 1934 das Kriegsrecht. Im Juli desselben Jahres wurde er bei einem Putschversuch von Nationalsozialisten ermordet.

Am 12. März 1938 marschierten deutsche Truppen in Österreich ein – der Anschluss an das Deutsche Reich folgte. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 wurde Österreich in seinen Grenzen von 1937 wiederhergestellt. Die nächsten zehn Jahre stand das Land unter der Verwaltung der Siegermächte USA, Sowjetunion, Großbritannien und Frankreich.

Österreich heute

Ein wichtiger Wendepunkt war der 15. Mai 1955: Mit der Unterzeichnung des Staatsvertrags wurde Österreich wieder unabhängig und erklärte seine immerwährende Neutralität. Diese besondere Position – an der Grenze zum „Eisernen Vorhang" – prägte das Land in den folgenden Jahrzehnten. Als 1956 in Ungarn und 1968 in der Tschechoslowakei Aufstände niedergeschlagen wurden, nahm Österreich viele Flüchtlinge auf.

Heute ist Wien Sitz wichtiger internationaler Organisationen wie der UNO und der OPEC. Nach dem Fall des „Eisernen Vorhangs" 1989/90 wurde Österreich 1995 Mitglied der Europäischen Union.

Über alle politischen Veränderungen hinweg ist eines gleich geblieben: Die Liebe zu Kunst und Kultur, die Freude am Genuss und die Begeisterung für das Schöne prägen Österreich bis heute.

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