Schnaps, Whisky und Gin aus Österreich
Zum Wohl! Ein Genussprodukt, bei dem der Rohstoff eine außerordentlich wichtige Rolle spielt, ist der Edelbrand: In den hochprozentigen, komplexen Spirituosen spiegelt sich die geschmackliche Essenz der veredelten Früchte und Kräuter wider. Da hat Qualität oberste Priorität! Manche Tropfen lagern bis zu zehn Jahre, bevor sie ins Glas kommen und Feinschmecker:innen mit ihnen anstoßen können.
Österreichweit haben sich Destillerien der Schnapsherstellung verschrieben, einer Handwerkskunst, die heutzutage mithilfe modernster Geräte wie wertvoller Kupferkessel erfolgt. Oft werden dafür Früchte im eigenen Garten kultiviert.
Entdeckt hier die Welt der heimischen Edelbrände, Whiskys und Gins.
Tirol: Besondere Edelbrände
Grüne Hänge, Obsthaine und knorrige Zwetschkenbäume: Willkommen im Brennereidorf Stanz auf 1.040 Meter Seehöhe, dem höchstgelegenen Obstanbaugebiet Europas. Die sonnige Lage und die ausgeklügelte Bewässerung sorgen für das Aroma und den Zuckergehalt in den Früchten.
Das Dorf mit den 650 Einwohner:innen hat sich ganz dem Edelbrand verschrieben. Von den etwa 150 Haushalten stellen nicht weniger als 90 Brennereien Edelbrände her. So auch Simon Nothdurfter: Er hat sich mit seiner Brennerei „Giggus“ einen Namen gemacht – das heißt so viel wie „scharfes Wasser“ und trifft den Kern der Sache recht gut.
Im Gegensatz zu Schnaps wird für Edelbrand nur vollreifes Obst mit hundertprozentigem Fruchtanteil verwendet. So riechen Genießer:innen die Frucht im Glas und schmecken sie sanft und lang am Gaumen.
Anbauen, Einmaischen (Obst zerkleinern), Brennen und Abfüllen: Der Weg der Marille, Birne, Johannisbeere oder Himbeere vom Garten bis ins Glas hat viele Stationen. Wer mehr über die Entstehung der hochprozentigen Köstlichkeiten erfahren will, kann das auf der Tiroler Schnapsroute tun. Klarheit, Fruchtigkeit und Reinheit – das sind die Charakteristika, für die die Schnäpse seit jeher stehen. Über 40 Schnapsbrenner:innen in Nord- und Osttirol öffnen ihre Pforten für Wissbegierige und Feinschmecker:innen, die die feinen Schnäpse nach den Führungen natürlich auch verkosten dürfen.
Tirol, das Edelbrand-Bundesland
Steiermark: Reife Früchte aus dem Vulkanland
Seit vier Generationen bewirtschaftet die Familie Gölles im sonnigen Hügelland rund um die mittelalterliche Riegersburg Streuobstwiesen und Apfelgärten. Auf der Suche nach dem vollendeten Geschmack der Region haben sie die Gärten mit alten, raren Obstsorten angepflanzt. Dazu gehören tausende Kriecherl-, Maschanzker- oder Hirschbirnen-Bäume. Aus den besten Früchten brennt Alois Gölles feinste Schnäpse im Kupferkessel.
Die edlen und vielfach ausgezeichneten Birnen-, Marillen-, Zwetschken- und Apfelbrände kommen ganz ohne Zucker, Aroma- und Farbstoffe aus. Gin, Whisky, Rum und Wermut gibt's obendrauf. Ein Paradies für Gourmets von Hochprozentigem!
Lust auf etwas Extravaganz? Der prämierte „XA Vogelbeer 2000“ in limitierter Auflage von Gölles duftet nach Marzipan und schmeckt unglaublich dicht, rauchig und erdig.
Namhafte Destillerien in der Steiermark
SalzburgerLand: Aromen aus dem Wald
Das Mandlberggut liegt auf 980 Meter Seehöhe in Radstadt und bietet beste Blicke auf den Dachstein. Hier hat sich Familie Warter ihre Manufaktur eingerichtet, wo sie unter anderem meisterhaft heimische Pflanzen zu Edelschnäpsen veredelt.
So zum Beispiel die Zirbe oder Latsche, Kieferngewächse, die nur in den Alpen vorkommen. Ihr könnt sie in ihrem kleinen Paradies besuchen und bei einer Führung alles über die Herstellung erfahren: von der Ernte bis zur Herstellung der Essenzen, Edelbrände und dem österreichischen „Rock Whisky“. Verkostung inklusive, klarerweise.
Hochprozentiges aus dem SalzburgerLand
Oberösterreich: Wo sich Obst zuhause fühlt
Über 11.000 Birnbäume, 7.000 Apfelbäume, Zwetschken-, Quitten- und Vogelbeerbäume: Was sich in den Obstgärten am Gut von Hans Reisetbauer in Kirchberg-Thening bei der Ernte abspielt, lässt sich nur erahnen. Ursprünglich war hier ein traditioneller landwirtschaftlicher Betrieb, heute handelt es sich um eine der modernsten Brennereien des Landes. Neben vielfach prämierten Edelbränden aus Früchten werden auch solche aus Karotte, Ingwer und Elsbeere produziert – Hans Reisetbauer probiert sich nun mal gerne aus. Whisky, Gin, Vodka und Rum gibt's übrigens auch. Das Wasser für die feinen Spirituosen kommt von einer Mühlviertler Alm: Es ist besonders mild und weich.
Frisch, fruchtig, subtil süß: Der Himbeerbrand 2020 von Reisetbauer ist eine 41,5 prozentige Offenbarung für Liebhaber:innen. In einem Liter stecken nicht weniger als 33 kg eingemaischte Himbeeren.
Stamperlweise Oberösterreich
Niederösterreich: Feuerrote Dirndln und viel Herzblut
Auf das Dirndl – so der heimische Name für die Kornelkirsche – hat sich Familie Fuxsteiner auf ihrem Bergbauernhof im Pielachtal spezialisiert: Rund 20.000 Kilo von den roten Wildfrüchten werden jährlich zu hochwertigen Edelbränden, Säften, Marmeladen und anderen Kostbarkeiten verarbeitet. Für die Familie ist es Ehrensache, dass sämtliche „Dirndln” handverlesen werden. Auf dem Dirndllehrpfad erfahren Gäste alles über das robuste Wildobst, das einen säuerlich-herben Geschmack hat und erst mit der vollen Reife süß wird.
Im Herbst geht's rund im Pielachtal: Am Dirndlkirtag werden die Dirndln in zweierlei Hinsicht gefeiert – einerseits geht's um die roten Wildfrüchte und andererseits um die „Dirndln“ (Mädchen), aus denen die „Dirndlkönigin“ gekürt wird.
Progressive Geister aus Niederösterreich
Auf die Qualität kommt's an
Whisky aus Österreich: eine Erfolgsstory seit 1995
Er stammt ursprünglich aus dem Schottland oder Irland des Mittelalters und heißt, aus dem Gällischen übersetzt, so viel wie „Wasser des Lebens“. Dass österreichische Produzent:innen sich mal so an der Whisky-Produktion mit regionalen Rohstoffen erfreuen würden, dachte vor 1995 wohl kein Mensch.
Damals fing die Destillerie Haider im Waldviertel damit an, und seitdem tun es über 50 weitere Betriebe, so wie die Broger Privatbrennerei in Vorarlberg, die Dachstein Destillerie in Salzburg oder die Waldviertler Granitdestillerie. Seit 2012 kümmert sich die „Austrian Whisky Association" darum, die österreichische Whiskykultur im In- und Ausland zu fördern, seit 2023 werden zweimal jährlich die Vienna Whisky Festivals abgehalten, um das bernsteinfarbene „Wasser des Lebens“ zu feiern.
Die Destillerie Haider im Waldviertel bietet geführte Touren mit Filmvorführung „Vom Getreidefeld ins Whiskyglas”, Besichtigung der Produktions- und Lagerstätte, „Malz riechen und verstehen” und die Herstellung im Vergleich mit Schottland und Irland an.
Gin aus regionalen Botanicals: Made in Austria
Eine weitere Spirituose, auf die hierzulande immer mehr Destillerien setzen, ist der Wacholderbrand – besser bekannt als Gin. Gar nicht so abwegig, gedeiht die Wacholderbeere auch in Österreich wunderbar. Genauso wie andere Botanicals, also pflanzliche Stoffe zur Aromatisierung wie Rosmarin, Holunderbeere oder Zitrusschalen, die in dem Brand zu finden sind, den viele am liebsten in Kombination mit Tonic genießen.
Die Destillerie Steinhorn aus Niederösterreich gehört zu den besten des Landes. Wer mal kosten möchte, dem sei der prämierte zitronig-würzige, im 60 Liter Kupferkessel destillierte Steinhorn Gin 2021 mit Botanicals aus dem eigenen Garten empfohlen. Auch der Blue Gin von der Destillerie Reisetbauer in Oberösterreich oder der Overproof von The Stin aus der Steiermark können sich schmecken lassen.
Gin wird oft auch als „Parfum der Spirituosen” bezeichnet, weil der Gin Geschmack so vielseitig sein kann. Der Geschmack kommt vor allem durch die Gin Gewürze, also die Botanicals, die für die Gin Herstellung verwendet werden.