Anton Bruckner
Leben und Wirken des österreichischen Komponisten

Mit seinem ungewöhnlichen, aber dennoch innovativen Zugang zum Komponieren beeinflusste Anton Bruckner die klassische Musikwelt maßgeblich.

Geboren in eine Lehrerfamilie im oberösterreichischen Ansfelden, kam Anton Bruckner früh mit Musik in Berührung. Schon als junger Mann machte er sich als virtuoser Organist einen Namen – sein Improvisationstalent begeisterte das Publikum weit über seine Heimat hinaus.

Doch trotz musikalischer Brillanz blieb Bruckner zeit seines Lebens ein Außenseiter. Exzentrisch, bodenständig, tief mit seiner Herkunft verwurzelt – ein Mann vom Land, der in Dialekt sprach, sich schlicht kleidete und nie wirklich in der feinen Wiener Gesellschaft ankam. Umso ungewöhnlicher war sein Weg als Komponist: Mit großer Leidenschaft widmete er sich der Sinfonie – und musste dafür jahrzehntelang um Anerkennung ringen. Die Wiener Hochkultur tat sich schwer mit seinem Stil, hielt ihn für sperrig, unverständlich, manchmal gar größenwahnsinnig.

Gleichzeitig rankten sich kuriose Anekdoten um seine Person. Es heißt, er habe unter einem Zählzwang gelitten, Stufen und Fenster gezählt – und seine Partituren bis ins kleinste Detail nummeriert. Auch seine erfolglosen Heiratsanträge machten ihn zur schillernden Figur – irgendwo zwischen Genie und Sonderling.

Und dennoch: Im hohen Alter wurde er als Sinfoniker gefeiert und vielfach ausgezeichnet. Sein Zugang zum Komponieren – eigenwillig, visionär, tief empfunden – verlieh der vermeintlich ausgereizten Gattung der Sinfonie neue Kraft.

Bis heute gilt Anton Bruckner als einer der bedeutendsten Komponisten seiner Zeit. Ein musikalischer Grenzgänger, der sich nie verbog – und gerade deshalb bleibenden Eindruck hinterließ.

Anton Bruckner
Geboren:04. September 1824 in Ansfelden, Oberösterreich
Gestorben:11. Oktober 1896 in Wien
Geschwister: 10
Orte, in denen er wirkte:Ansfelden, Bad Ischl, St. Florian, Linz, Wien, etc.
Komponierte Sinfonien:11

„Seven Nation Army“ von den White Stripes ist ein weltweiter Hit – und längst Fußballhymne. Dass das markante Riff auf Anton Bruckners 5. Sinfonie zurückgeht, wissen nur wenige.

Belgische Fans brachten den Song nach einem Sieg ihrer Mannschaft ins Stadion – seither gehört Bruckners Melodie zur Klangkulisse europäischer Fußballmatches. Hört selbst:

The White Stripes' Seven Nation Army
Anton Bruckners Sinfonie Nr. 5

Das frühe Talent

Anton Bruckner wurde 1824 in Ansfelden als ältestes von elf Kindern geboren. Sein Vater war Dorfschullehrer – und wie damals üblich auch Kirchenorganist. So kam Bruckner früh mit Musik in Kontakt, besonders mit der Kirchenmusik. Er lernte Violine, Klavier und Orgel, spielte bereits mit zehn als Aushilfsorganist. Nach dem Tod des Vaters kam er als Zwölfjähriger ins Stift St. Florian, wo er als Sängerknabe lebte und Orgelunterricht erhielt.

Trotz Lehramt und Arbeit als Organist galt seine Leidenschaft immer der Musik. Er improvisierte auf der Orgel, komponierte – oft neben körperlich fordernden Aufgaben auf dem Feld oder im Wald. Seine musikalische Ausbildung und Entwicklung trieb er unbeirrt und mit großem Ehrgeiz über mehr als drei Jahrzehnte voran.

Musikalische Karriere im Aufschwung

Mit 31 Jahren wagte er den Schritt ins Berufsleben als Musiker. 1855 absolvierte er erfolgreich ein Probespiel als Domorganist in Linz. 1868 wurde seine erste Sinfonie im Linzer Redoutensaal uraufgeführt – ein großer Erfolg. Noch im selben Jahr zog er nach Wien, wo er als Professor für Musiktheorie und Orgelspiel am Konservatorium unterrichtete.

Seine Karriere entwickelte sich rasant: Er wurde Hoforganist des Kaisers, lehrte viele Jahre, komponierte unermüdlich und begeisterte als Orgelvirtuose mit seinem Improvisationstalent – in Nancy, Paris, Bad Ischl und vor zehntausenden in London, wo er wie ein „Popstar“ gefeiert wurde.

Der missverstandene Virtuose

Bruckners Leidenschaft galt nicht dem Orgelspiel, sondern den Sinfonien. Doch die Sinfonie als Musikform galt als abgeschlossen, als unangefochtener Standard wurden Ludwig van Beethovens Sinfonien angesehen.

Auch die Wiener Philharmoniker verweigerten zu Lebzeiten Bruckners lange und technisch schwierige Kompositionen. Bei einer Aufführung von Bruckners 3. Sinfonie im Wiener Musikverein verließ der Großteil des Publikums noch während der Vorstellung den Saal. Aus Angst vor der Wiener Presse ließ Anton Bruckner seine Werke an Orten außerhalb Wiens aufführen und sprach sogar bei Kaiser Franz Joseph I. vor, um seinen größten Kritiker, Eduard Hanslick, zum Schweigen zu bringen: „Majestät, verbieten's allergnädigst dem Hanslick, daß er schlecht über mi' schreibt.“

Erst im Alter von 60 Jahren, zwölf Jahre vor seinem Tod, gelang ihm mit der 7. Sinfonie der ersehnte große Durchbruch.

Die späte Ehrung

Trotz seiner Abneigung gegenüber Anpassung suchte Anton Bruckner Zeit seines Lebens nach Anerkennung – und bat immer wieder um Empfehlungsschreiben. Erst mit fast 60 Jahren wurde ihm die lang ersehnte offizielle Bestätigung als Professor und Musiker zuteil.

1886 erhielt er das Ritterkreuz des Franz-Joseph-Ordens. Der Kaiser unterstützte ihn finanziell, ermöglichte die Veröffentlichung zweier Sinfonien und gewährte ein Künstlerstipendium. 1895, mittlerweile durch Gehbeschwerden beeinträchtigt, zog Bruckner in eine mietfreie Erdgeschoßwohnung im Oberen Belvedere. Dort arbeitete er bis zuletzt an seiner 9. Sinfonie – der Schlusssatz blieb unvollendet.

Am 11. Oktober 1896 starb Anton Bruckner mit 72 Jahren an einem Herzleiden. Seinem Wunsch entsprechend wurde er unter der Orgel der Stiftskirche St. Florian beigesetzt.

Bruckner gilt als einer der großen Erneuerer der klassischen Musik – sein Werk wirkt bis weit ins 20. Jahrhundert nach.

Auf den Spuren Anton Bruckners

Fun Facts über Anton Bruckner

Anton Bruckner ...

  1. ... trank gewöhnlich drei Liter Bier am Tag. 

  2. ... hatte eine Vorliebe für Geselchtes mit Knödeln. 

  3. ... war einer von drei Sängerknaben im Stift St. Florian, heute sind es mehr als 40. 

  4. ... hatte 10 Geschwister, von denen nur vier das Erwachsenenalter erreichten. 

  5. .... erhielt für seine Werke in Leipzig und München mehr Applaus als in Österreich. 

  6. ... machte mit 72 Jahren den letzten seiner zahlreichen Heiratsanträge. 

  7. ... darf sich über 60 Anton-Bruckner-Straßen, -Gassen, -Plätze und -Wege in Österreich freuen. 

  8. ... fuhr 1880 in die Schweiz – es ist die einzige Urlaubsreise in seinem Leben. 

... und die Liebe

Anton Bruckners erfolglose Heiratsanträge an deutlich jüngere Frauen sorgten für Gesprächsstoff. Ganze neun Absagen musste er hinnehmen.

Legendär ist seine entwaffnend ehrliche Antwort bei einem Dinner: Eine Dame beklagte, sie habe sich ihm zuliebe schön gemacht. Bruckners Reaktion: „Aber, mein liabes Fräuln, wegen meiner hätten s’ do(ch) überhaupt nix anziagn brauchen!“

... und der Kaiser

Kaiser Franz Joseph I. unterstützte Anton Bruckner nicht nur als Komponisten, sondern auch als Mensch: Er finanzierte die Veröffentlichung der 3. und 8. Sinfonie und sprach ihm ein Künstlerstipendium zu.

Als sich Bruckners Gesundheitszustand verschlechterte, stellte ihm der Kaiser 1895 eine ebenerdige Wohnung im Nebengebäude des Oberen Belvedere mietfrei zur Verfügung – ein Rückzugsort, in dem Bruckner seine letzten 15 Lebensmonate verbrachte.

Veranstaltungen

FAQs

Anton Bruckner wurde am 04. September 1824 in Ansfelden bei Linz geboren und verstarb am 11. Oktober 1896 in seiner Wohnung im Schloss Belvedere in Wien.

Sinfonie Nr. 4 in Es-Dur, „Die Romantische“: Eine sinfonische Meisterleistung, die Bruckners individuellen Stil und seine Liebe zur Natur einfängt.

Sinfonie Nr. 8 in c-Moll: Eine monumentale Sinfonie, die für ihre kraftvolle Dramatik und tiefgründige Ausdruckskraft bekannt ist.

Sinfonie Nr. 7 in e-Dur: Eine Sinfonie von epischer Größe und Schönheit, die oft als Bruckners künstlerischer Höhepunkt betrachtet wird.

Sinfonie Nr. 9 in d-Moll (unvollendet): Eine unvollendete Sinfonie, die Bruckners musikalische Vision und tiefen emotionalen Ausdruck zeigt. Anton Bruckner starb an einem Herzleiden, bevor er seine 9. Sinfonie fertigstellen konnte.

Bruckner war 38 Jahre alt, als er die Sinfonie Nr. 1 c-Moll komponierte.

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