Franz Schubert
Meister der Melancholie

Schuberts Stimme der Romantik lässt sich heute erleben – in Wien, auf Sommerfrische, an Orten voller Geschichte. Und Werke, die tiefe Gefühle und Schönheit vereinen.

Franz Schubert war ein echter Wiener – Stadtjunge, Freigeist, Genie. Geboren am 31. Januar 1797 in Himmelpfortgrund, einem Vorort Wiens, verbrachte er in Wien fast sein ganzes Leben. Hier formte er eine neue Musiksprache: Eine, die Gefühle nicht nur ausdrückte, sondern hörbar machte.

Bereits als Teenager schrieb er seine ersten Werke. Über 600 Lieder, sieben vollendete Sinfonien, Kammermusik, Klavierwerke, Chormusik und Opern entstammen seiner Feder. Dabei arbeitete er oft unter widrigen Umständen: ohne feste Anstellung, mit wenig Geld, gesundheitlich angeschlagen. Und doch war Musik sein Lebensmotor, sagte er einst: „Ich bin für nichts als das Komponieren auf die Welt gekommen.“

Schubert hörte genau hin, fand Poesie in Alltäglichem. In Liedern wie Die Forelle“, Der Erlkönig“ oder im düsteren Zyklus Winterreise“ gab er dem Innersten eine Stimme – eindringlich, klar, zeitlos. Seine berühmte Unvollendete Sinfonie“ wurde, wie viele seiner Werke, erst nach seinem Tod entdeckt. Und das ist bezeichnend: Schubert war seiner Zeit voraus.

Während andere Komponisten Hofkarrieren anstrebten, pflegte Franz Schubert enge Freundschaften. In Wohnzimmern, Salons oder Wirtshäusern entstanden intime musikalische Runden – die später als „Schubertiaden“ bekannt wurden. Wien war stets sein kreatives Zentrum. Hier schrieb, lachte und litt er.

Erst nach seinem Tod im November 1828 – er wurde nur 31 Jahre alt – wurde Schubert international wahrgenommen. Komponisten wie Robert Schumann, Felix Mendelssohn Bartholdy oder Franz Liszt entdeckten und verbreiteten seine Musik. Heute gilt er als einer der wichtigsten Komponisten der frühen Romantik und beeinflusste die Entwicklung der klassischen Musik maßgeblich.

Sein Einfluss reicht nun weit über die Grenzen Wiens hinaus. Und doch liegt das Herz seiner Musik genau dort – in einem Lebensgefühl zwischen Melancholie, Leichtigkeit und stiller Größe.

Franz Schubert
geboren:31. Januar 1797, Himmelpfortgrund (heute) in Wien
gestorben:19. November 1828, Wieden in Wien
Spitzname:„Schwammerl“ (kleiner Pilz) – Schubert war nur 1,56 m groß und hatte eine eher rundliche Statur
Vermächtnis:Die Melodie und Harmonie in mehr als 600 Liedern
Bekannt für:Die Winterreise, Ave Maria, Der Erlkönig, Forellenquintett, Die schöne Müllerin, Schwanengesang

Zu Lebzeiten kaum berühmt, wurde Franz Schubert erst posthum gefeiert. Krankheit, Armut und fehlende Uraufführungen bremsten ihn aus. Erst Komponisten wie Schumann und Mendelssohn machten seine Musik unsterblich.

Franz Schubert in allen Perspektiven

Auf Schubert's Spuren in Wien

Franz Schubert war mehr als nur ein Wiener Komponist – er war ein Stadtmensch mit feinem Gespür für Poesie, Klang und Gesellschaft. Wien war sein Zuhause, sein Lebensraum, seine Muse. Zwischen Kaffeehaus, Konzertsaal und Wohnzimmer fand er Inspiration.

Ein musikalisches Grätzl

Durch das Schubertviertel in Wien

Wer dem Klang Franz Schuberts folgen will, beginnt am besten hier – im 9. Bezirk, wo alles begann. Das Schubertviertel rund um die Nußdorfer Straße ist mehr als nur ein Wohnviertel: Es ist ein Ort voller Geschichte, Musik und Wiener Alltagsleben.

In einem Haus mit winziger Küche erblickte Franz Schubert 1797 das Licht der Welt. Heute erzählt das Geburtshaus als Museum von seiner Kindheit und den frühen Kompositionen – mit Hörstationen, Originalporträts und seiner berühmten Brille. Wenige Schritte weiter lädt die Himmelpfortstiege zu einem Perspektivenwechsel ein: Kopfsteinpflaster, Markthalle, Grätzl-Flair („Grätzl“ ist wienerisch für Nachbarschaft).

Herzstück des Viertels ist der Sobieskiplatz – ein unaufgeregter, fast übersehener Ort, der aber viel erzählt: von Nachbarschaft, von Stadtgeschichte, von einem Wien, das Franz Schubert geprägt hat.

Zwischen Altbau und Alltagsrhythmus entsteht ein ganz eigenes Lebensgefühl – ruhig, charmant, authentisch. Es gibt mehrere Bänke und einen sprudelnden Brunnen, sodass ihr euch beim Sitzen und Leute Beobachten leicht vorstellen könnt, wie Schubert und seine Freunde vor zweihundert Jahren über den Platz geschlendert sind. Und wer hier sitzt, schaut oder spaziert, versteht schnell: Schubert ist in diesem Viertel nicht nur ein Name – er klingt hier weiter.

Auf Schubert's Spuren in Österreich

Schubert hören: Konzerte und Festivals

Musikpartys

Schubertiade(n)

Schubert war die meiste Zeit ziemlich arm. Er wohnte bekanntermaßen bei Freunden und hatte lange kein eigenes Klavier. Stattdessen spielte er bei Freunden – und oft für sie. Denn sein Publikum bestand zu Lebzeiten vor allem aus einem engen Kreis an Weggefährt:innen, die sich regelmäßig zu privaten Hauskonzerten trafen. Diese musikalischen Abende entwickelten sich bald zum gesellschaftlichen Geheimtipp: 1821 fand in der Wiener Wohnung der Familie Schober die erste Schubertiade statt. So schüchtern Schubert in der Öffentlichkeit gewesen sein mag, desto geselliger war er unten Freunden. Die Leute tanzten, sangen, spielten Scharade, tranken und lasen Gedichte, während Schubert am Klavier saß und seine neuesten Werke spielte. Ein Partylöwe war er wohl dennoch nicht.

Bis heute wird dieser Geist weitergetragen – etwa beim Schubertiade Festival in Vorarlberg, das 1976 im Palast von Hohenems erstmals stattfand. Ziel war es, Schubert einen Platz in der Musikgeschichte zu geben. Heute ist die Schubertiade in Hohenems und Schwarzenberg das größte Festival seiner Art. Nirgendwo sonst gibt es so viele Liederabende mit den besten Schubert Liedinterpretinnen und -interpreten und Newcomerinnen und Newcomern auf diesem Niveau in so kurzer Zeit. Dennoch geht es darum, den intimen Charakter des Festivals zu wahren, sich auf musikalische Darbietungen höchster Qualität zu konzentrieren.

Wusstet ihr, dass ...

Der Legende nach trug Schubert selbst im Schlaf seine Brille, damit er Ideen aufschreiben konnte, sobald er aufwachte. Obwohl er bereits im Alter von 31 Jahren gestorben ist, schrieb Schubert fast 1.000 Werke.

Mit seinen mehr als 600 Liedern erwies er sich als der mit Abstand kreativste Komponist der Musikgeschichte, wenn es um schöne Melodien geht. Er verwandelte Gedichte in Musik, wie zum Beispiel Goethes Der Erlkönig und Gretchen am Spinnrade. Diese Lieder haben einen kraftvollen Unterton von Geheimnis, Licht und Dunkelheit, den es zuvor nicht gegeben hat.

Heute gilt Franz Schubert als Schlüsselfigur der Klassik und Romantik. Nach seinem Tod im Jahr 1829 widmeten ihm seine Freunde ein Grabmal mit einer Inschrift des Dichters Franz Grillparzer: „Die Tonkunst begrub hier einen reichen Besitz; aber noch viel schönere Hoffnungen.“

Es wird gesagt, dass Schubert eines Abends das neue Lied „Die Forelle“ aufführte, als jemand im Publikum sagte, dass es ihn an Beethovens Coriolan-Ouvertüre erinnere. Daraufhin wollte Schubert das Notenblatt zerreißen. Glücklicherweise konnte er überredet werden, das, was heute eines seiner berühmtesten Lieder ist, nicht zu zerstören.

War Schubert homosexuell? „Zu Schuberts Lebzeiten war Bisexualität gang und gäbe. Es war weder ungewöhnlich, noch etwas, worauf jemand achtete. Er identifizierte sich nicht als homosexuell oder heterosexuell – er war einfach sexuell.“ (Leon Botstein, amerikanischer Dirigent und Musikwissenschaftler)

Zitate von und über Franz Schubert:

  • „Ich bin für nichts als das Komponieren auf die Welt gekommen.“ (Franz Schubert)

  • „Mozart und Beethoven reichen bis zum Himmel – Schubert kommt von dort.“ (Oskar Werner, österreichischer Schauspieler)

  • Franz Liszt beschrieb Schubert als den „poetischsten Musiker, der je gelebt hat.“

  • „Das Schwierigste in der Musik ist es, eine großartige Melodie zu schreiben. Und Schubert war einer der besten Melodiker aller Zeiten.“ (Leon Botstein, amerikanischer Dirigent und Musikwissenschaftler)

FAQs

Franz Schubert lebte von 1797 bis 1828. Er wurde am 31. Januar 1797 in Wien geboren und starb dort am 19. November 1828 im Alter von nur 31 Jahren.

Franz Schubert ist auf dem Wiener Zentralfriedhof in einem Ehrengrab beigesetzt (Gruppe 32 A, Nummer 28), ganz in der Nähe von Beethoven und Johann Strauss.

Ursprünglich wurde er auf dem Währinger Ortsfriedhof begraben, bevor seine sterblichen Überreste 1888 überführt wurden.

Franz Schubert schuf eine beeindruckende Vielfalt an Kompositionen, die ihn zu einem der bedeutendsten Komponisten der Romantik machten. Zu seinen wichtigsten Werken zählen:

  • Liederzyklen: Winterreise und Die schöne Müllerin – beide erzählen poetische Geschichten von Sehnsucht, Einsamkeit und unerfüllter Liebe.

  • Sinfonien: Die Unvollendete (Nr. 8 in h-Moll) und Die Große (Nr. 9 in C-Dur) gelten als Meisterwerke der romantischen Orchestermusik.

  • Klaviermusik: Die Impromptus und späten Klaviersonaten wie D 960 zeigen seine lyrische Tiefe und emotionale Feinfühligkeit.

  • Kammermusik: Das Forellenquintett und das Streichquartett Der Tod und das Mädchen sind bis heute vielgespielte Klassiker.

  • Einzellieder: Mit Werken wie Der Erlkönig und Ave Maria bewies Schubert seine außergewöhnliche Fähigkeit, Literatur in Musik zu verwandeln.

  • Bühnenwerke: Seine Schauspielmusik zu Rosamunde und die Oper Alfonso und Estrella zeigen seine Vielseitigkeit auch im dramatischen Fach.

Diese Werke machen deutlich, wie stark Franz Schubert Gefühle in Musik übersetzen konnte – mal zart und innig, mal leidenschaftlich und dramatisch.

Franz Schubert hat in seinem nur etwa 15-jährigen Schaffen über 600 Lieder komponiert. Die genaue Zahl variiert je nach Quelle leicht, liegt aber allgemein bei über 630 Liedern. Damit zählt er zu den produktivsten Liedkomponisten der Musikgeschichte.

Neben den Liedern umfasst Schuberts Gesamtwerk auch weltliche und geistliche Chormusik, sieben vollständige und fünf unvollendete Sinfonien, Ouvertüren, Bühnenwerke, Klaviermusik und Kammermusik. Die genaue Zahl seiner Werke ist jedoch aufgrund von möglicherweise verlorenen oder unentdeckten Kompositionen schwer zu bestimmen.

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