Josef Hoffmann
Architekt und Designer des Jugendstils und Mitbegründer der Wiener Werkstätte

In der bewegten Epoche um 1900 herrschte in Wien auch in der Kunst große Aufbruchstimmung. Einer der Wegbereiter:innen für Architektur und Design war Josef Hoffmann.

Josef Hoffmann war ein visionärer Architekt und Designer, der das Konzept des Gesamtkunstwerks maßgeblich prägte: Es ging darum, verschiedene Kunstformen – wie Architektur, Design, Musik und Kunsthandwerk – zu einem harmonischen und einheitlichen Gesamterlebnis zu vereinen, bei dem jedes Detail im Kontext des gesamten Werks gestaltet wird.

Josef Hoffmann strebte danach, Kunst in alle Lebensbereiche zu integrieren. Als Mitbegründer der Wiener Werkstätte setzte er diese Vision um, indem er ästhetische und funktionale Gebrauchsgegenstände entwarf. Seine Entwürfe zeugen vom hohen Anspruch, jedes Detail zu gestalten – von Architektur und Gartengestaltung, bis Mode, Geschirr und Essbesteck. Hoffmanns Engagement für Kunsthandwerk und seine Lehrtätigkeit prägten Generationen und machten ihn zu einem Wegbereiter des modernen Designs in Österreich.

Josef Hoffmann
geboren:15. Dezember 1870 in Pirnitz (ehem. Österreich-Ungarn)
gestorben:7. Mai 1956 in Wien
Beruf:Architekt und Designer
Mitbegründer:Wiener Werkstätte
Epochen:Jugendstil (Art Nouveau), Wiener Moderne, Frühmoderne

Josef Hoffmanns Gesamtkunstwerke

Josef Hoffmann

Visionär des Gesamtkunstwerks

Josef Hoffmann wurde 1870 in Pirnitz in Mähren (heutiges Tschechien) geboren. Es war die Zeit der Industriellen Revolution mit ihren positiven ebenso wie negativen sozialen und gesellschaftlichen Auswirkungen wie Wohnungsnot in den Städten, Kinderarbeit, Massenelend und Umweltverschmutzung.

Als Josef Hoffmann 1892 sein Architekturstudium an der Akademie der Bildenden Künste in Wien begann, war er früh von der englischen und schottischen Kunstbewegung Arts & Crafts inspiriert, die alle Lebensbereiche mit Kunst zu durchdringen suchte. Schöne, funktionelle Gebrauchsgegenstände sollten für breitere Gesellschaftsschichten den Alltag angenehmer und ästhetischer gestalten. Der junge Hoffmann und sein Freundeskreis waren überzeugt, dass Kunst die menschliche Seele sogar „heilen“ könne.

Gestalten ohne Grenzen

Der Schöngeist, der Räume anzog wie Kleider

Josef Hoffmann teilte seine Ansichten mit dem herausragenden Wiener Architekten Otto Wagner, dessen Schüler Hoffmann an der Akademie war. Beide sahen die Rolle des Architekten nicht auf die Baukunst beschränkt. Vielmehr sollte ein Architekt gleichzeitig Designer sein und alles bis zum kleinsten Gegenstand harmonisch entwerfen. Dieser Überzeugung blieb Hoffmann sein ganzes Leben lang treu.

Keine Aufgabe war ihm zu groß, aber auch keine zu klein. Zu den architektonischen Meisterwerken Hoffmanns zählen das Sanatorium Westend in Purkersdorf bei Wien sowie das Palais Stoclet in Brüssel (UNESCO Welterbe), deren Inneneinrichtungen und Gärten bis ins letzte Detail von ihm selbst gestaltet wurden. Er ging sogar so weit, sich zur Garderobe der Hausherrin Gedanken zu machen. Tatsächlich passte seiner Meinung nach die Kleidung der Dame bei der Eröffnung des Brüsseler Privatpalais nicht zum ganzen Ensemble und er beschloss, sich in Zukunft auch mehr dem Modedesign zu widmen. Alles perfekt durchgestylt – ein Gesamtkunstwerk eben.

Josef Hoffmann erleben in Wien

Design, Handwerkskunst, Innovation

Die Wiener Werkstätte

Um die kunstvollen Gebrauchsgegenstände zu produzieren und zu vermarkten, musste eine Struktur geschaffen werden. 1897 schloss sich ein avantgardistischer Künstlerkreis – Gustav Klimt, Koloman Moser, Joseph Maria Olbrich, Carl Moll, Josef Hoffmann und andere – zur Wiener Secession als Gegenbewegung zu den etablierten Kunstschaffenden zusammen.

Josef Hoffmann und sein Freund Koloman Moser gründeten mit finanzieller Unterstützung des Industriellen Fritz Waerndorfer die Wiener Werkstätte. Das Logo der Wiener Werkstätte WW stand für Qualität, schlichte Formen und Eleganz im Alltagsleben. Man könnte Josef Hoffmann als Vorreiter des heutigen „corporate designs“ bezeichnen, so sehr lag ihm die Idee des Gesamtkunstwerkes am Herzen. Er selbst schuf unzählige Entwürfe für Gebrauchs- und Dekorationsgegenstände, die noch heute von Firmen wie Augarten Porzellanmanufaktur produziert werden.

Knapp 30 Jahre lang – von 1903 bis 1932 – war diese Produktionsgemeinschaft von Künstler:innen und Kunsthandwerker:innen ein europaweit einzigartiges Unternehmen.

Devise der Wiener Werkstätte:
„Lieber zehn Tage an einem Gegenstand arbeiten, als zehn Gegenstände an einem Tag produzieren.“

Eine Tagestour mit Josef Hoffmann in Wien

Etappe 1: MAK – Museum für angewandte Kunst

Stubenring 5, 1010 Wien

  • Originalmöbel aus dem Sanatorium Purkersdorf

  • Silber- und Metallarbeiten für die Wiener Werkstätte

  • Architekturpläne, Tapeten, Stoffdesigns

  • Design Lab: Kontext zu europäischen Designströmungen

Etappe 2: Leopold Museum

MuseumsQuartier, 1070 Wien

Hier wird die Wiener Moderne erlebbar – mit einer ganzen Abteilung zur Wiener Werkstätte und Hoffmanns Gestaltungsidealen:

  • Möbelentwürfe

  • Interieur-Simulationen

  • Verbindungen zu Klimt und Schiele

  • Kontraste zu Loos & Co.

Etappe 3: Villa Primavesi (Außenbesichtigung)

Gloriettegasse 14-16, 1130 Wien

Die repräsentative Villa wurde 1913 bis 1915 errichtet. Der Jugendstilgarten Hoffmanns ist in der Erscheinung bis heute erhalten. Er gehört zu den bedeutendsten gartenarchitektonischen Denkmalen Österreichs.

Etappe 4: Künstlerkolonie Hohe Warte (Außenbesichtigung)

Hohe Warte, 1190 Wien

Ein Spaziergang durch die Villenanlage, wo Hoffmann und Kollegen wie Koloman Moser ihre Lebens- und Arbeitsräume schufen.

Nachhaltigkeit in den Traditionen

Handwerk und Brauchtum

Die kreative Gruppe um die Wiener Werkstätte stellte dank alter Handwerkstechniken in Kombination mit modernen Entwürfen formschöne Produkte her. Man wollte weg von der industriellen Massenproduktion. Eine Tendenz, die heute mit dem Wunsch nach Nachhaltigkeit und Handarbeit eine Wiedergeburt erlebt.

Die Pflege von Brauchtum und Tradition in Österreich ist eng mit Nachhaltigkeit verbunden. Traditionen wie Almabtriebe, Brauchtumsfeste und regionales Handwerk zeugen von tiefem Respekt vor der Natur und den Ressourcen. Auch Immaterielles Kulturerbe ehrt traditionelle Rituale, Bräuche und Handwerkskünste, die von Generation zu Generation weitergegeben werden. Wer als Gast solche Traditionen miterlebt, taucht ein in die österreichische Kultur – und das stärkt wiederum die lokale Identität.

FAQs

Josef Hoffmann (1870–1956) war ein Wegbereiter der Moderne und Mitbegründer der Wiener Werkstätte. Als Architekt, Designer und Gestalter prägte er den Stil der Wiener Moderne entscheidend mit. Architektur, Möbel, Textilien, Alltagsobjekte – für Hoffmann bildeten sie ein Gesamtkunstwerk: funktional, klar, handwerklich präzise und doch sinnlich. Seine Bauten – etwa das Sanatorium Purkersdorf oder die Villa Primavesi in Wien – stehen für eine neue Formensprache: geometrisch, reduziert, elegant. 1903 gründete er mit Koloman Moser die Wiener Werkstätte, ein visionäres Kollektiv, das Kunst ins Alltagsleben brachte – von Möbeln bis zu Glas und Textilien. Hoffmann lehrte an der Kunstgewerbeschule Wien und beeinflusste Generationen. Er verband Gestaltung mit Haltung, setzte auf Materialbewusstsein und Qualität – und schuf so die Grundlage für einen modernen Lebensstil, weit über Österreich hinaus.

Josef Hoffmann wurde am 15. Dezember 1870 in Pirnitz (damals Österreich-Ungarn, heute Tschechien) geboren und starb am 7. Mai 1956 in Wien. Er lebte 85 Jahre – und prägte mit seinem Werk mehr als ein halbes Jahrhundert Design- und Architekturgeschichte, von der Wiener Secession über die Wiener Werkstätte bis zur Nachkriegsmoderne. Seine Lebensspanne umfasste damit die Blüte und den Umbruch der k.u.k.-Monarchie, zwei Weltkriege und den Übergang in eine neue Zeit des Bauens und Denkens.

Josef Hoffmann ist auf dem Wiener Zentralfriedhof in einem Ehrengrab begraben.

Das könnte euch auch interessieren

Entdeckt das Beste von Österreich